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Den Schweigenden eine Stimme geben

Mit dem Einsatz von zertifizierten Sprach- und Integrationsmittler:innen im Rahmen des Projektes „Flucht als Sicherheitsproblem“ kooperiert bikup aktuell mit der Ruhr-Universität Bochum
Bei emotional aufgeladenen Themen tut eine Versachlichung Not. Insbesondere wenn es um das Thema Geflüchtete und Aspekte der Kriminalität geht. Die Ruhr-Universität Bochum (RUB) erforscht daher mit drei involvierten Lehrstühlen die Kriminalitätswirklichkeit im Kontext der gestiegenen Aufnahme von Geflüchteten seit dem Jahr 2014.Teil des Projektes ist die Suche nach Ursachen, Formen und Auswirkungen möglicher Opferwerdung von Menschen während der Flucht und im Anschluss in Deutschland bzw. Nordrhein-Westfalen. Die Befunde werden dann in einen Zusammenhang mit dem subjektiven Sicherheitsgefühl der Bevölkerung gestellt.

Strafanzeigen aus Dunkel- und Hellfelddaten
Aufgrund allgemeiner Erfahrungen mit Dunkelfeldbefragungen weiß man, dass Straftaten häufig von Betroffenen nicht angezeigt oder polizeilich richtig erfasst werden. Das Forschungsteam geht davon aus, dass Menschen mit Fluchtgeschichte noch häufiger darüber schweigen und zwar aufgrund von Sprachbarrieren, der Tabuisierung bestimmter Straftaten, Erfahrungen mit repressiven Institutionen im Herkunftsland oder aus Angst vor einer negativen Beeinflussung des Asylverfahrens.
Da polizeiliche Hellfelddaten aber eine hohe und jüngst sogar steigende Anzahl von Übergriffen gegen Geflüchtete und Unterkünfte aufweisen, sollen sie anhand einer Viktimisierungsbefragung Licht ins Dunkle bringen. Durch persönliche Gespräche mit Menschen sollen Übergriffe innerhalb ihrer Fluchtgeschichte sowie nach ihrer Ankunft ergründet werden, um herauszufinden, ob sie aufgrund von Viktimisierungserfahrungen im Herkunftsland hierzulande erfahrene Straftaten nicht zur Anzeige bringen.

 

Viktimisierungsbefragungen – ein hochsensibles Thema
Ein hochsensibles Thema, da aus psychologischen Tests bekannt ist, dass zwischen 30 bis 40 Prozent der in Deutschland lebenden Geflüchteten unter posttraumatischen Belastungsstörungen leiden. Die Interviewer müssen daher nicht nur die Sprache der Interviewten sehr gut beherrschen, sondern eine hohe Professionalität an den Tag legen, die zwischen Empathie und Distanz genau austariert ist. Genau dieses Fingerspitzengefühl haben die zertifizierten Sprach- und Integrationsmittler:innen des bikup Sprachmittlerpool NRW während ihrer Fortbildung erworben und in Einsätzen unter Beweis gestellt. bikup Geschäftsführerin Varinia Fernanda Morales hat daher der Kooperation mit der RUB, die neben dem Führen der Gespräche eine inhaltliche Vor- wie Nachbereitung sowie die Übersetzung und Auswertung der Interviews einschließt, zugestimmt. Auch an eine eventuelle Nachbetreuung der Gesprächspartner:innen wurde gedacht.

Im Wissen darum, welche psychischen wie physischen Auswirkungen gewaltvolle und diskriminierende Erfahrungen auf den Integrationsprozess der Geflüchteten haben, unterstützt bikup mit dem Einsatz ihrer zertifizierten Sprach- und Integrationsmittler:innen das Projekt, welches einen wichtigen Beitrag zur Auflösung von Integrationshemmnissen leistet und Vorurteilen entgegenwirkt.


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